Dünger. Preise fallen, aber kaum noch Ware
Die Landwirte treten beim Kauf von Dünger massiv auf die Bremse, hierzulande ebenso wie in Frankreich und in Osteuropa. Weil die Logistik schwierig und die Einlagerung gering ist, schlägt sich das nur verzögert auf den Preis nieder.
Die Bauern kaufen nur, was sie unbedingt kaufen müssen.« Mit diesen Worten beschrieb kürzlich ein norddeutscher Landhändler die Situation – und die gilt so für ganz Deutschland. Tatsächlich geben die Preise nach, für KAS Anfang März um gut 10 €/t. Aber die Liefertermine dafür sind dann in vier Wochen. Je später der Liefertermin, desto größer der Preisabschlag und umgekehrt. Das Nadelöhr Logistik macht sich immer deutlicher bemerkbar. LKW kommen nicht oder nur mit Verspätung, Bahntransporte sind zusätzlich von den Streiks betroffen. Gleichzeitig warten Landwirte mit dem Kauf bis zur letzten Minute. Denn angesichts der stark gefallenen Getreide- und Rapspreise ist bei etlichen Betrieben das Geld knapp, und die Rechnung für die laufende Wachstumsperiode geht immer weniger auf. Die Befahrbarkeit der Flächen kommt regional noch hinzu.
Auch auf dem Weltmarkt ist die Nachfrage sehr verhalten. Die wichtigen Spieler Brasilien und Indien haben ebenfalls die Handbremse angelegt. Auch aus Argentinien, Thailand und Australien kommt saisonal keine Nachfrage mehr, und die afrikanischen Abnehmer haben auch nicht immer das Geld für die benötigten Käufe. Die Preise für importierten Harnstoff oder AHL verbilligen sich daher. Inzwischen kommt sehr viel Ware aus Russland, trotz des Krieges mit der Ukraine und Sanktionen. Dünger zählt nicht zu den sanktionierten Produkten und die verhältnismäßig hohen Energiepreise bei uns geben den Importen den Vorzug. Vor allem AHL kommt aus Russland, und inzwischen sind die Tanklager so voll, dass man im Handel davon ausgeht, dass die Preise von 235 bis 245 €/t in den Hafentanks auch die Einstandspreise für die Einlagerung ab Juni sein werden.
Der Preisabstand je kg N zwischen KAS und Harnstoff ist inzwischen so groß (Grafik), dass zunehmend Betriebe auf den stabilisierten Harnstoff umsteigen. Das setzt die KAS-Hersteller in besonderer Weise unter Druck, sodass frei Binnenhafen jetzt nur noch 275 €/t aufgerufen werden (plus Umschlag und Handelsmarge). Allerdings für Lieferungen ab Mitte April.
Wirklich knapp und preisstabil sind hingegen NPK- und NP-Dünger wie das DAP. Marokko, der weltweit wichtigste Exporteur, verlangt nun schon seit Monaten 580 US-$/t. Dieser Preis übersetzt sich in knapp 600 €/t im Importhafen, zumeist ist das Gent. Dass China Anfang März eine Importquote von 7 Mio. t DAP/MAP für die nächsten zwölf Monate freigegeben hat, beeinflusste den Markt ebenso wenig wie die höheren Subventionen des indischen Staates an die Landwirte für den Kauf von Phosphordünger.
Bei uns haben sich nur wenige Handelshäuser ausreichend mit DAP oder NPK-Sorten bevorratet, sodass Preise von 630 bis 640 €/t in Süddeutschland weiterhin einen statischen Markt vermitteln, auf den die Kaufzurückhaltung der Landwirte keinen Einfluss hat.
Preisdruck bei Kali. Zwar hält K + S seine Preise für Kornkali entsprechend seiner Liste stabil. Landwirte können zumeist für 320 bis 325 €/t ab Hafenlager kaufen. Der Druck geht vom granulierten 60 er Kali aus. Das kommt für 360 €/t in den Hafen, sodass Preise im Kanalnetz und den süddeutschen Wasserstraßen ab Hafenlager für Landwirte auf unter 430 €/t fallen.
Mit Beginn der Einlagerung entspannt sich das Problem mit den Lieferengpässen. Dann geht es erst einmal nur um den Preis. Und spätestens dann dürfte sich der Preisdruck auch auf der Rechnung des Handels abbilden, bei KAS ebenso wie beim AHL und Harnstoff oder beim Kali. Einzig die Phosphordünger könnten davon ausgenommen sein.