Deutschland schafft sich ab

Wirtschaftspolitik. Laut dem Schlachtunternehmen Vion steigt die Beliebtheit von Fleisch wieder – gleichzeitig sank die Schweinefleischerzeugung im ersten Halbjahr um 9,4 %. Ein befreundeter Schweinehalter in Rumänien kommentierte das so: »Deutschland schafft sich ab – und wir bauen auf und stoßen in die Lücke«. Der verdreifacht gerade seinen Sauenbestand. Niedrige Energiekosten, günstigere Getreidepreise und eine mittlerweile sehr hohe Qualifikation der Mitarbeiter sind dafür ausschlaggebend. Vergleichbare Tendenzen gibt es auch in Spanien.

Diese Entwicklung kommt nicht unerwartet. Ändern lässt sich das kaum, jedenfalls solange nicht, wie Politik und Gesellschaft ausschließlich auf soziale Standards und eine Führungsrolle beim Klimaschutz setzen, solange Insekten wichtiger als das produzierende Gewerbe sind – und dazu zähle ich auch die Landwirtschaft.

Wer bei teurem Strom die Gesellschaft zwingt, in Wärmepumpen und Hausisolation zu investieren, darf keine größeren Investitionen in Produktion und Forschung erwarten. Und irgendwann werden dann weder die Reputation noch das Geld früherer Tage reichen, um alle Wünsche zu bezahlen und die geweckten Hoffnungen der Bevölkerung zu befriedigen.

Dann beginnt das, was für uns Landwirte die wirkliche Gefahr darstellt: die Umverteilung. Wenn die Wirtschaft nicht mehr genug für alle Ansprüche erwirtschaftet, dann geht es ans Eingemachte, an die Vermögen. Vermögenssteuer, Erbschaftsteuern, Steuererhöhungen halte ich für eine unausweichliche Konsequenz in den folgenden Jahren. Ich hoffe, ich irre mich.

 

Dr. Christian Bickert