Ein Hilfsangebot, das wenig hilft

Düngung. Die prekäre Versorgungs- und Preissituation bei Düngemitteln macht den Landwirten schwer zu schaffen und gefährdet zunehmend die Ertragssicherheit. Und das gerade jetzt – in einer Zeit, in der Ernährungssicherung wieder ganz groß geschrieben wird. Wie ernst die Lage ist, hat man auch in Brüssel erkannt. Um die Verfügbarkeit und die Erschwinglichkeit von Düngemitteln sicherzustellen, hat die EU-Kommission jetzt eine »Düngemittelstrategie« vorgelegt, die verschiedene Maßnahmenvorschläge und Leitlinien enthält.

Zunächst einmal ist es natürlich erfreulich, dass sich die Politik um Lösungsansätze bemüht. Schaut man sich die vorgeschlagenen Maßnahmen aber genauer an, macht sich schnell Enttäuschung breit. Dazu drei Beispiele:

• Die Brüsseler Behörde fordert dazu auf, verstärkt auf organische Dünger zu setzen, um Mineraldünger einzusparen. In der Theorie klingt das einleuchtend. Allerdings findet eine derartige Substitution inzwischen auf vielen Betrieben statt. Auch Wirtschaftsdünger haben in den vergangenen Monaten preislich deutlich zugelegt. Hinzu kommt, dass künftig auch immer weniger organische Dünger verfügbar sein werden. Denn bekanntlich sind die Zukunftsaussichten für die Nutztierhaltung in Deutschland und der EU nicht gerade rosig.

• Zudem setzt man auf eine Ausweitung des ökologischen Landbaus. Dieser Vorschlag wirft gleich zwei entscheidende Fragen auf. Wie soll dadurch ein Beitrag zur Ernährungssicherung der wachsenden Bevölkerung geleistet werden? Bekanntermaßen liegt das Ertragsniveau im Ökolandbau deutlich unter dem des konventionellen Landbaus. Und warum sollten mehr Landwirte auf eine ökologische Bewirtschaftung umstellen, wenn sowohl die Nachfrage als auch die Zahlungsbereitschaften dagegen sprechen?

• Ein weiterer Vorschlag ist der verstärkte Anbau von Leguminosen. Dazu muss man ja fast schon sarkastisch sagen: Als ob die Landwirte da nicht selbst drauf gekommen wären. Gerade in diesem Bereich gab es in den vergangenen Jahren politisch und forschungsseitig enorme Bemühungen. Doch auch Leguminosen brauchen Absatzmärkte und können aus pflanzenbaulichen Gründen nur in begrenztem Umfang in die Fruchtfolge aufgenommen werden.

Daneben gibt es noch weitere wenig konkrete Vorschläge wie eine Förderung der Präzisionslandwirtschaft oder die Erweiterung von Schulungs- und Beratungsangeboten zur Steigerung der Düngereffizienz. Alles in allem dürften die Vorschläge weder den Landwirten helfen noch dem Ziel der Ertragsabsicherung dienen. Zumindest nicht kurzfristig. Fairerweise muss man sagen: Natürlich hat auch die EU-Kommission nicht den Stein der Weisen. Aber ein paar handfestere Impulse hatten wir und viele andere bei der Ankündigung des Papiers schon erhofft.

Katrin Rutt