Vogelgrippe: Bis zum Impfen wird es Sommer

Es ist  »der zahlen- und flächenmäßig bisher größte Ausbruch der hochansteckenden Variante der Vogelgrippe in Europa.« Sagt das Europäische Zentrum für die Prävention und Ausbreitung von Krankheiten (ECDC). Gezählt hat es von Oktober 2021 bis Ende September 2022 in 37 europäischen Ländern fast 3 700 Ausbrüche in Geflügelbetrieben mit 48 Mio. Keulungen sowie 3 500 Fällen bei Wildvögeln. Ungewöhnlich war, dass die Infektionen den ganzen Sommer hindurch bis zum Beginn der neuen Vogelgrippe-Saison Anfang Oktober anhielten: Die steigende Fallzahl bei Wasservögeln (als Überträger) steht in direktem Zusammenhang mit den Ausbrüchen in Geflügelbeständen. Seit dem Sommer mutieren die Viren sehr stark.

Erst in der zweiten Hälfte 2023 soll eine von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Studie über die Möglichkeit des Impfens vorliegen. Verschiedene Verbände fordern die Impfung, aber es gibt mehrere Haken. Zum einen soll ein Impfstoff nicht nur das befallene Tier schützen, sondern auch die Ausbreitung verhindern. Dass beides nicht zwangsläufig zusammenfällt, wissen wir spätestens seit Corona. Auch deshalb schränkt die EU den Handel mit geimpftem Geflügel ein. Neue Impfstoffe oder eine spezifische Diagnostik könnten auch die Ausbreitung verhindern helfen. Testphasen in mehreren EU-Ländern werden in diesem Frühjahr abgeschlossen sein. Zeitgleich sollen die rechtlichen Grundlagen für neue Zulassungen stehen, sodass anschließend Impfstrategien formuliert werden können.  
Kurzfristig aber stehen die Chancen für die Impfung von Geflügel trotz aller Forderungen schlecht, meint zum Beispiel die französische Veterinärbehörde. Überhaupt sei nur einer von fünf weltweit verfügbaren Impfstoffen in der EU zugelassen. Dieser stamme von 2006, biete möglicherweise keinen Schutz gegen die aktuellen Virusstämme und müsse erst noch in größerer Menge produziert werden. Zudem seien Not­impfungen in der Umgebung eines Ausbruchs ungeeignet, weil sich Immunität erst über mehrere Wochen aufbaut.  

 

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