So hoch wird der Milchpreis 2023 nicht bleiben

Die hohen Milchpreise im Durchschnitt des vergangenen Jahres werden wir 2023 nicht erreichen. Und es könnte zu Exporteinbrüchen kommen. So lautet die Prognose des Milchindustrieverbandes (MIV), die er während seiner Pressekonferenz im Rahmen der Grünen Woche bekannt gab. „Sinkende Milchpreise wird es vermutlich im Norden in größeren Schritten geben als im Süden“, sagte Peter Stahl, Vorsitzender des MIV. Gleichzeitig geht der Verband von sinkenden Kosten aus. „Die Kostensituation wird sich für die Betriebe entspannen und die Milchmenge nicht massiv entspannen“, sagte Stahl. Einen Grund dafür sieht er darin, dass viele Landwirte ihre Abgangskühe aufgrund der hohen Auszahlungspreise 2022 länger gemolken haben, als ursprünglich vorgesehen. Das werde sich bei niedrigeren Milchpreisen wieder ändern.

2022 wurden in Deutschland fast 32 Mio. t Rohmilch von 53.000 Milcherzeugern verarbeitet. Das entsprach knapp dem Niveau des Vorjahres. Dabei ging die Milchanlieferung Anfang des vergangenen Jahres zunächst zurück. Die hohen Milchpreise ließen die Produktion ab Herbst aber wieder steigen. Für das abgelaufene Kalenderjahr rechnet die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) mit einem vorläufigen durchschnittlichen Milchpreis von 53 Ct/kg Rohmilch (4 % Fett, 3,4 % Eiweiß). Der Milchpreis werde daher inklusive geschätzter Nachzahlungen etwa 46 % über dem Jahr 2021 liegen.

Milchpreisabsicherung war trotz der hohen Milchpreise für die meisten Landwirte kein Thema. „Sie haben eine Chance verpasst“, sagte Eckhard Heuser, MIV-Geschäftsführer. „Die Landwirte nehmen noch immer lieber das Auf und Ab des Marktes hin, als vorab Preise abzusichern“, bestätigte Peter Stahl.

Den Umsatz der deutschen Milchindustrie schätzt der MIV auf 35 Mrd. € in 2022. Allerdings haben sich die Absatzverhältnisse verändert. Die Konsumenten reagierten auf die veränderten Preise. Ein Beispiel: Rund 50 % der Milch werden in Deutschland zu Käse verarbeitet. Die Preise für Käse sind zuletzt stark angestiegen. Daraufhin ging die Nachfrage bei den inflationsbedingt sehr preissensiblen Verbrauchern zurück.

 

Quelle: ZMB