Was bringt ein staatliches Tierhaltungskennzeichnung?
Brauchen wir eine staatliche Tierhaltungskennzeichnung? Wir haben doch schon privatwirtschaftlich organisierte Label. Darüber diskutierten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion beim Fachforum Milch des Bauernverbandes auf der Grünen Woche. „Wir sind auf einem guten Weg bei der verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung. Die ersten Schritte sind gemacht“, zeigte sich Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick über den jetzigen Stand zufrieden. Die amtierende Bundesregierung wolle die staatliche Tierhaltungskennzeichnung durchsetzen, anders als ihre Vorgänger, sagte Nick.
„Für mich heißt Haltungskennzeichnung zunächst höhere Dokumentation, mehr Zeitaufwand und Kosten“, sagte Landwirt und Direktvermarkter Markus Driehsen aus Tönisvorst in Nordrhein-Westfalen. Und aus Verbrauchersicht seien die verschiedenen Label auf den Milchtüten unübersichtlich.
Das sieht Christian Schramm, Leiter des Milcheinkaufs der Molkerei Zott genauso. Auch er glaubt, dass ein zusätzliches Label für noch mehr Verwirrung bei den Verbrauchern sorgt. Zumal das Logo gegenläufig zur Haltungsform aufgebaut sei und im Aussehen eher zu einem Bestattungsunternehmen als zur Milchwirtschaft passe. Zudem sei ausländische Ware von dem Label nicht betroffen und können ungekennzeichnet nach Deutschland eingeführt werden. Das verzerre den Wettbewerb.
Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz sehe vor, dass der Staat nur beschreiben und informieren, aber nicht bewerten dürfe. Deshalb sehe das Logo so aus, verteidigte Dr. Ophelia Nick den Entwurf. Deutschland könne das Ausland nicht zu einer Tierhaltungskennzeichnung zwingen, aber „wir hoffen, dass wir im europäischen Raum eine Wettbewerbsgleichheit erzielen können“, so Nick.
Prof. Dr. Harald Grethe von der Freien Universität Berlin ist überzeugt, dass ein Nebeneinander der staatlichen und privatwirtschaftlichen Label auf den Verpackungen nicht zu viel ist. Die Privatwirtschaft habe sich mit der Initiative Tierwohl bereits weit bewegt und eine Haltungsformkennzeichnung geschaffen, jetzt käme die Politik verspätet dazu. Aber: „Die Label ergänzen sich, wenn eine Koexistenz gelingt, ist das ein „Perfect Match“. Er betonte: „Die privaten Label können viel, das das staatliche nicht kann“, und nannte die farblich kodierten Ziffern und das Einbeziehen der tierbezogenen Indikatoren als Beispiel. Demgegenüber könne ein staatliches Label andere Marktsegmente wie die Gastronomie mit einbeziehen.
