Doppelter Weizenertrag – allein über die Genetik
Zumindest in Deutschland gibt es nicht wenige Weizensorten. Diese Kultur erscheint den lokalen Standortbedingungen gut angepasst. Erträge leiden vor allem durch Witterungsbedingungen und/oder schlechtes Management.
Folgt man jedoch Forschern des britischen Rothamsted-Institutes, so ist weltweit auch auf der Seite der Genetik noch viel Luft nach oben. Sie haben eine »genetische Ertragslücke« zwischen 30 und 70 % berechnet und folgern, dass eine optimale Anpassung der Weizengenetik an den Standort die Erträge verdoppeln könnte.
Als Auftakt haben die Wissenschaftler die potentiellen Erträge von 28 Weizensorten in 53 Regionen und 33 Ländern mit dem Weizenmodell »Sirius« modelliert – optimale Anbaubedingungen vorausgesetzt. Die Spannweite reichte dabei von weniger als 4 t/ha in Australien und Kasachstan bis zu 14 t/ha in Neuseeland. Im zweiten Schritt haben sie »ideale« Sorten für die jeweiligen Standorte modelliert. Dabei halfen schon vorhandene Daten zur Funktion einzelner Gene für die einzelnen Wachstumsfaktoren und die natürliche genetische Variation. Eine Rolle spielen dabei Hitze- und Trockentoleranz, Form und Ausrichtung der oberen Blätter sowie der zeitliche Eintritt einzelner Wachstumsstadien.
Wenn aber die genetische Ertragslücke so groß ist wie die von schlechter Anbaupraxis hervorgerufene, dann ergibt sich daraus eine zusätzliche Chance, den wachsenden Nahrungsmittelbedarf der Welt ohne zusätzliche Flächen zu decken. Zumal zu erwarten ist, dass die Länder mit den derzeit geringsten Erträgen am meisten davon profitieren könnten. Nötig dafür ist, so die Forscher, die Nutzung der in Genbanken hinterlegten sehr großen genetischen Variation sowie neuer Züchtungsmethoden.
