Agrarforschung: Wer hat die Nase vorn?

Man würde meinen, die USA als weltweit größtes Agrarland habe auch bei der Förderung von Forschung und Entwicklung aus öffentlichen Mitteln die Nase vorn. Dass dem schon länger nicht mehr so ist, zeigt jetzt eine Grafik des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA). Seit etwa zehn Jahren führt China, und selbst die EU liegt noch weit vor den USA. Die USDA-Autoren leiten aus den Zahlen durchaus die Gefahr ab, dass die USA ihre traditionelle Rolle in der Agrarforschung und damit ein Stück Wett­bewerbsfähigkeit schleichend verlieren. Bei den beiden anderen großen Agrarländern fallen insbesondere die steigenden Forschungsinvestitionen Indiens auf, ­während Brasilien erst in den letzten Jahren zulegt.

Die Zahlen sind um Währungseffekte bereinigt. Dennoch lassen sie sich nur eingeschränkt vergleichen. Sicherlich gilt es auch den unterschiedlichen Stellenwert öffentlicher und privater Forschung zu berücksichtigen. Letztere ist (auch wenn es keine Zahlen dazu gibt) in den USA besonders stark. Dagegen hat in China der Staat (fast) alles im Griff. Auch in Europa spielen die öffentlichen Forschungseinrichtungen eine dominierende Rolle. Weiterhin sagen die Ausgaben noch nichts über deren »Schlagkraft« aus. In den USA oder Brasilien  ist die Agrarstruktur homogener als in Europa oder Indien. Damit werden Forschungsergebnisse bezogen auf das einzelne Produkt stärker wirksam. Brasilien etwa hat mit EMBRAPA ein dem Landwirtschaftsministerium nachgeordnetes Netz von 43 Forschungsanstalten, in denen Fragen sehr fokussiert angegangen werden. Und wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit geht, ist sicherlich gerade in Europa der hohe Anteil der »Umweltforschung« zu berücksichtigen.