Auf Recyclingdünger ausweichen?

Wenn Mineraldünger teuer ist, dann bekommen nicht nur Mist, Gülle und Gärreste neuen Glanz, sondern auch Abpressprodukte daraus und Reststoffe aus der Industrie. Das Cultanverfahren ist bei vielen Betrieben bereits etabliert, aber eben deshalb gibt es schon seit dem Herbst keine Ware mehr. Wer nicht rechtzeitig bestellt hat, geht leer aus. Ebens owenig verfügbar sind gepresste Pellets (organische NPK) aus Gülle oder Mist. Eine Statistik hierzu gibt es nicht. Aber Experten schätzen die Produktion in Deutschland und Benelux auf 150 000 t. Das meiste davon stammt aus HTK und ein sehr großer Anteil (die Schätzungen gehen hier bis 50 %) wird in Drittländer exportiert. Damit bleiben auch solche Dünger, die voll der Düngeverordnung sowie der Stoffstrombilanz unterliegen, sehr knapp und sind kaum verfügbar.

Noch enger ist der Markt für »gestrippten« Ammoniumstickstoff. Bei diesem Verfahren wird die organische Fraktion aus der Gülle entzogen und übrig bleibt ein Flüssigdünger mit etwa 8 % Ammonium und 9 % Schwefel, also eine Art flüssiges Ammoniumsulfat. Obwohl er wie ein mineralischer Dünger wirkt, gilt er bislang noch als organischer Dünger. Dass es praktisch keine Ware gibt, hängt an den hohen Energiekosten: Zum Entzug der Organik ist sehr viel Energie nötig.

Bleiben noch Gärreste und daraus gepresste Pellets. Aber auch die sind kaum noch verfügbar. »Der Markt ist völlig leer gefegt, die Ware entsprechend teuer«, so ein norddeutscher Händler. Konkret bedeutet dies, dass Gärrestpellets mit 9/8/8 (NPK) frei Feld je nach Region zwischen 16 und 18 €/t kosten.
Zusätzlich erschwert wird die Verfügbarkeit transpor­tabler organischer Dünger durch die Geflügelgrippe, die – etwa im Raum Cloppenburg – dazu führt, dass viele Ställe nicht belegt sind und die vorhandenen Hühner­miste aus infizierten Ställen nicht ausgebracht werden dürfen.    

Christian Bickert

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