Haltungsform: Der Handel schafft Tatsachen
Lebensmitteleinzelhandel. Mit Beginn des neuen Jahres eröffnet der LEH den Wettbewerb, wer am werbewirksamsten auf höhere Haltungsstufen bei der Milch umsteigt. Seit Anfang des Jahres beginnen die Händler, Trinkmilch damit zu kennzeichnen. Am ambitioniertesten zeigt sich derzeit Edeka samt Discount-Tochter Netto: Im Verlauf des Jahres soll das gesamte Eigenmarkensortiment bei Trinkmilch auf Haltungsstufe 2 oder höher umgestellt werden. Das würde ein Auslisten der Anbindehaltung beim größten deutschen Lebensmitteleinzelhändler bedeuten.
Auch die anderen Unternehmen haben angekündigt, die Kennzeichnung der Haltungsform auf Trinkmilch und mit der Zeit auch auf weiteren Molkereiprodukten voranzutreiben. Einen sehr konkreten Zeitplan legen Aldi Nord und Aldi Süd vor. Der Discounter gibt an, dass schon heute ein Viertel der Milch bei Aldi aus Haltungsstufe 3 und 4 stammen. Bis 2023 soll der Anteil auf 40 % steigen. 2024 will auch Aldi auf Milch aus Haltungsstufe 1 verzichten. Gleichzeitig kündigt das Unternehmen an, ab diesem Zeitpunkt nur noch deutsche Milch beziehen zu wollen. Spätestens 2030 soll dann die komplette Trinkmilch aus den Haltungsstufen 3 oder 4 stammen.
Damit gibt der Handel wieder einmal das Tempo vor, was den Umbau der Tierhaltung angeht. Während sich die Politik um ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung drückt, schaffen die Händler Fakten. Dass nach einer Kennzeichnung der Haltungsform Stufe 1 früher oder später aus den Regalen verschwinden wird, war absehbar. Dass es wie im Fall von Edeka schon in diesem Jahr kommen soll, kommt aber sicher für viele überraschend. Die Landwirte erhalten derzeit für Milch nach QM+ (was Stufe 2 entspricht) einen Zuschlag von 1,2 Ct/kg. Sie fordern vom Handel verlässliche und langfristige Zusagen zu Abnahmemengen und Preisen.
