Mit Echtzeitdaten die Fütterung optimieren
»Das Auge des Herrn füttert das Vieh«, sagt man, und beschreibt damit perfekt die Tatsache, dass langjährige Erfahrungen kaum zu ersetzen sind. Wie man sie ergänzen kann, um die Leistungen von Mastschweinen zu verbessern, haben Forscher im Rahmen des internationalen ERA-NET-Forschungsprojekts PigSys untersucht.
Im Mittelpunkt eines Versuches stand die Frage, wie Echtzeitdaten erfasst und ausgewertet werden können, damit man sie noch im Laufe der aktuellen Mastperiode nutzen kann, um Anpassungen in der Fütterung und Haltung vorzunehmen. Dazu wurden kamerabasierte, automatische Wiegesysteme in zwei Versuchsbetrieben mit unterschiedlichen Fütterungsstrategien installiert, die täglich Informationen über das Gewicht der Mastschweine lieferten.
Im Betrieb mit Ad libitum-Trockenfutterautomaten machten Kameras in 24 ausgewählten Buchten immer ein Bild, wenn ein Schwein der Bucht fraß, und das Gewicht des Tieres wurde anhand der Bilder geschätzt. Täglich stand dann der Durchschnitt aller Wiegungen aus vier Buchten pro 24 Stunden zur Verfügung. So konnte der Mäster rechtzeitig reagieren, wenn die Werte von den Erwartungen abwichen. Während des Projektzeitraums optimierte er dadurch seine Fütterungsstrategie sowie seine Strategie für die Temperaturführung beim Einstallen einer neuen Schweinepartie.
Der zweite Versuchsbetrieb wandte eine restriktive Flüssigfütterungsstrategie an. Dadurch konnte das kamerabasierte Wiegesystem nicht über dem Futtertrog platziert werden. Weil die Schweine zwei- bis dreimal am Tag zur gleichen Zeit fressen und dabei Schulter an Schulter stehen, kann die Kamera die Tiere nicht voneinander unterscheiden, um eine Gewichtsschätzung zu generieren. Zur Lösung des Problems wurde in zwölf Buchten der Trinknippel über dem Futtertrog durch eine Trinkschale ersetzt und dieser an der Wand gegenüber dem Futtertrog angebracht. Jedes Schwein der Gruppe ließ sich mithilfe einer Transponder-Ohrmarke eindeutig identifizieren, sodass täglich individuelle Gewichtskurven für jedes Tier in jeder der mit dem System ausgestatteten Buchten zur Verfügung standen.
Die Gewichtsdaten erhielt der Mäster in wöchentlichen Berichten. So konnte er eine verminderte Zunahme, die bei mehreren Schweinen zur gleichen Zeit etwa drei Tage nach einer Änderung der Futtermischung auftrat, frühzeitig erkennen und seine Fütterungsstrategie ändern.
Beiden Mästern halfen die mithilfe der Kameras erfassten Echtzeitdaten, ihr Management zu verbessern, ohne auf »alte« Daten von vorherigen Mastdurchgängen angewiesen zu sein.
