»Impfen« für neue Eigenschaften
Es gibt eine Reihe von Kulturpflanzen, die aus Fruchtfolgegründen oder wegen ihres Verwendungszwecks interessant, züchterisch aber vergleichsweise schlecht bearbeitet sind. Wer etwa Hirse statt Mais anbaut, handelt sich meist Nachteile ein. Was tun? Klassische Züchtung dauert. Auch die politisch wieder positiver diskutierte Genom-Editierung ist kein Hauruckverfahren. Eben dieses versprechen nun Wissenschaftler aus Halle (Saale). Ihre Methode heißt »Transfektion«, das Ergebnis ist eine vorübergehende genetische Umprogrammierung. Das Erbgut wird nicht dauerhaft verändert.
Dabei wird Erbmaterial (DNA-Sequenzen) mittels dem aus der Gentechnik bekannten Agrobacterium oder aber über virale RNA-Vektoren in die Zelle gebracht. Dort entstehen vorübergehend neue Proteine oder es werden Gene abgeschaltet. Die Ähnlichkeit zu den mRNA-Impfstoffen (Biontech) ist nicht zufällig. Deshalb hoffen die Forscher auch, dass die Akzeptanz ihres Verfahrens größer ist als bei einer dauerhaften Genübertragung oder Genom-Editierung. Auch das Ziel kommt einem bekannt vor: eine schnelle Anpassung von Pflanzen an pandemische Krankheiten oder Umwelteinflüsse.
Mit einem breiten Spektrum von Versuchspflanzen (darunter auch Mais, Weizen und Zuckerrüben) haben die Forscher die Effekte ausprobiert. Überall ergaben sich Veränderungen in Richtung Blütezeit, Pflanzenhöhe oder Trockenheitstoleranz. Allerdings waren die Ergebnisse je nach viralem Vektor sehr unterschiedlich. Die Kosten erscheinen zwar relativ gering. Aber die Optimierung auf verschiedene Kulturpflanzen und unter Praxisbedingungen beginnt erst.
