Herbst-Heerwurm – eine neue Pandemie?
Heuschreckenplagen in Afrika sind seit biblischen Zeiten sprichwörtlich, erst vergangenes Jahr war Ostafrika stark betroffen. Die Heuschrecke von 2021 ist ein Schmetterling: der Herbst-Heerwurm. Die Windverhältnisse in Afrika werden in kurzer Zeit zu einer Ausbreitung auf dem gesamten Kontinent führen, obwohl der Schädling überhaupt erst vor fünf Jahren in Nigeria erstmals entdeckt worden ist. Das sagen Wissenschaftler der Universität Lancaster und des Rothamsted-Institutes auf der Basis von Populations-Untersuchungen in sechs Ländern voraus. So wie das in Texas und Florida überwinternde Insekt es in diesem Jahr mit einem Hurrikan bis nach Kanada geschafft hat. Ausgewachsene Falter können jede Nacht 100 km (!) weit fliegen. Den kleinen Sprung übers Meer von Westafrika auf
die Kanarischen Inseln hat der Schädling in diesem Frühjahr erfolgreich unternommen. Auch China, Indien und andere Länder Südostasiens leiden seit ein paar Jahren massiv darunter.
In Afrika südlich der Sahara oder in Südamerika liefert der Mais 30 % der Kalorien für die menschliche Ernährung, und der Heerwurm kann den Ertrag mehr als halbieren. Im Lichte einer sowieso wieder angespannteren Welternährung ist das ein Alarmzeichen. Zumal bereits in China Resistenzen gegen Organophosphate und Pyrethroide sowie in Brasilien gegen Bt aufgetreten sind. Nur eine Kombination aus Vorbeugung z. B. in Form widerstandsfähiger Sorten, intensiver früher Kontrolle und neuen Bekämpfungsmöglichkeiten (siehe dazu auch Seite 27) wird die schlimmsten Folgen verhindern können.
Man könnte sagen: Die Kanaren sind weit weg. Aber auch den Maiswurzelbohrer hatte lange Zeit niemand in Europa erwartet.
